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Meeresrauschen: Fünf Tage auf Koh Tao
„Mama, hier sind ja gar keine Kinder! Ich will zurück auf die andere Insel!“ Der Abschiedsschmerz von den lieb gewonnenen Freunden auf Koh Phangan sitzt tief. Titus ist nicht zufrieden damit, dass wir überhaupt von dort weggefahren sind. Nur der schöne Pool direkt vor unserer Zimmertür sorgt für gute Laune – und dass darin gleichzeitig noch Tauchschüler Unterricht bekommen.
Neue Freundschaften
Doch wie es der Zufall will, schließt Titus bereits am zweiten Tag Freundschaft mit zwei deutschen Buben aus dem Nachbarhotel, die mit ihren Eltern gerade für ein Jahr auf Weltreise sind. Die drei kommen bestens miteinander aus, und sind von morgens bis abends miteinander beschäftigt. Bis spätabends, genauer gesagt, denn auch wir Erwachsenen nutzen die Gelegenheit, uns auszutauschen, und sitzen bis spätabends bei einer Flasche Chang-Bier zusammen. In einer der Bars tritt abends am Strand ein Feuer-Artist auf, der mit brennenden Stäben jongliert. Die Kinder sind begeistert – und er erst recht über das aufgeweckte Publikum, das dann auch mit einbezogen wird. Die Stammbar ist damit gefunden.
In den Bars und Restaurants geht es ansonsten relativ ruhig zu. Hier sind tatsächlich deutlich weniger Familien, dafür viel mehr Backpacker und vor allem Taucher unterwegs. Koh Tao bietet einige der angeblich besten Tauchgebiete Thailands.
Tauchgänge
Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Jeden Mittag gegen 12 Uhr verabschiedet sich einer von uns und steigt mit der Tauchschule Assava Divers auf das Tauchboot. In meinem Fall steht Titus stets am Strand und winkt, bis wir nicht mehr zu sehen sind.

Das Meer ist um diese Jahreszeit ziemlich aufgewühlt, dementsprechend schlecht ist die Sicht unter Wasser. Das Wrack der HTMS Sattakut
, ehemals Kriegsschiff der thailändischen Marina, versenkt 2011, wirkt wie ein Geisterschiff, als es auf gut 25 Metern Tiefe scheinbar aus dem Nichts erscheint. In der Kapitänskajüte haben sich meterlange Barsche häuslich eingerichtet.
Das benachbarte Korallenriff-Gebiet White Rock beherbergt mannsgroße Kugelfische, Stachelrochen, Muränen, Anemonenfische und grimmig drein blickende Drückerfische, die in der Brutsaison sehr angriffslustig sind und die man besser in großem Bogen umschwimmen sollte.
Gemeinsam mit Titus lege ich einen Pausentag ein, während Norman begeistert die Unterwasserwelt erkundet. Doch ehrlich gesagt, ist Titus so mit den beiden neuen Freunden beschäftigt, dass ich ihn mit Mühe und Not am frühen Nachmittag überreden kann, zu einem Snack ins Dorf zu spazieren – und dann auch noch dem kleinen Nail Salon einen Besuch abzustatten, in dem sich vier thailändische Damen langweilen und uns sehr engagiert eine Pediküre verpassen.
Regenwetter
An meinem zweiten Tauchtag regnet es bereits ab den frühen Morgenstunden in Strömen. Ein tropischer Regenguss inklusive heftigem Wind hat Koh Tao fest im Griff, und wir verbringen den Vormittag mit Puzzles, Lego und Schreibarbeiten. Ich bin ganz froh, dass ich mich um 12 Uhr auf das Tauchboot verabschieden kann.

Beim Tauchen spielt Regen zum Glück keine Rolle. Das Meer ist allerdings ziemlich aufgewühlt, und ich nehme vorsorglich eine Tablette gegen Seekrankheit. Die Tauchgänge sind trotzdem sehr schön, vor allem, weil ich im Vergleich zu den anderen in meiner Gruppe, die sichtlich am Anfang ihrer Tauchkarriere stehen, merke, wie viel Routine ich mir in den letzten zwei Jahren angeeignet habe. Strömung, schlechte Sicht, Haushalten mit Atemluft, Austarieren – alles kein Problem.
Schnorchel-Ausflug
Der Regen hält bis zum nächsten Vormittag an, dann lässt sich die Sonne wieder blicken. Der halbe Strand ist weggespült, die Kinder sind hellauf begeistert über diesen Beweis der Naturgewalten. Endlich ergibt sich nun auch die Möglichkeit, einen Schnorchel-Ausflug zu machen. Titus und ich dürfen dafür mit auf das Tauchboot, wo wir interessiert den Tauchern zuschauen, die sich für den ersten Tauchgang fertigmachen. Titus und ich springen derweil mit Maske, Schnorchel und Rettungsweste ins Wasser und versuchen, im trüben Meer wenigstens ein paar Fische zu entdecken. Immerhin finden wir einige Anemonenfische, Zebrafische, riesige Seeigel und Seegurken. In seinem kurzen Neoprenanzug ist Titus aber bald zu kalt, ich könnte es im langen noch eine Weile aushalten. Wir schwimmen also zurück auf das Boot und ich flöße dem zitternden Kind eine Tasse heißen Tee mit viel Zucker ein. So empfangen wir die Taucher zurück und verbringen deren zweiten Tauchgang gemütlich an Deck.

Und noch mehr Freundschaften
Zurück an Land erwartet Titus eine Überraschung. Als er aus der Dusche kommt, steht seine kleine Freundin Anna vor der Tür, die er auf Koh Phangan kennengelernt hat. Die Familie ist inzwischen auch nach Koh Tao weitergereist und stattet uns zum Abendessen einen Abschiedsbesuch ab. Die Kinder sind glücklich und strahlen den ganzen Abend – und als sich die beiden neu gefundenen deutschen Buben mitsamt Eltern noch dazugesellen, wird es ein vergnüglicher Abend in der Strandbar. Bis fast halb elf tollen die Kinder über den Sand, ein paar japanische Touristen spielen mit ihnen Fangen, die thailändischen Angestellten haben ebenfalls Zeit für ein paar Spielchen, und Titus schläft zurück im Bungalow fast sofort ein.

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The sound of the surf: Five days on Koh Tao
“Mummy, there aren’t any children here! I want to go back to the other island!” Bidding goodbye to his dear friends on Koh Phangan was a wrench. Titus is not pleased at all that we left that beautiful island. Only the beautiful pool right in front of our room makes him quite happy – and that he can watch the dive students during their first lessons while swimming.
New friendships
But as chance would have it, Titus makes friends on the second day with two German boys from the neighbouring hotel who are on a year-long trip around the world with their parents. The three get along very well, and are busy playing together from morning to night. Until late in the evening, to be precise, because their parents and we also take the opportunity to sit and chat together over a bottle of Chang beer. In one of the bars, a fire artist performs on the beach in the evening, juggling with burning sticks.

The children are enthusiastic – and he is even more so about the lively audience, which he even involves in his performance. The favourite pub has been found.
The bars and restaurants are otherwise relatively quiet. There are actually far fewer families here, but many more backpackers and above all divers. Koh Tao offers some of the supposedly best diving spots in Thailand.
Diving
Of course, we wouldn’t miss this for the world. Every noon around 12 o’clock one of us says goodbye and gets on the dive boat with the diving school Assava Divers. In my case Titus always stands on the beach and waves goodbye enthusiastically.

The sea is quite agitated at this time of the year, so the visibility under water is accordingly bad. The wreck of the HTMS Sattakut
, former warship of the Thai Navy, sunk in 2011, looks like a ghost ship, when it appears from nowhere at a depth of a about 25 meters. In the captain’s cabin meter-long groupers have made themselves at home.
The neighbouring coral reef area of White Rock is home to man-sized puffer fish, stingrays, moray eels, anemone fish and grim-looking trigger fish, which can be very territorial during the breeding season, so divers should avoid getting too close.
Together with Titus I take a day off while Norman enthusiastically explores the underwater world. But to be honest, Titus is so busy with his two new friends that I can hardly persuade him to walk into the village for a snack in the early afternoon – and then to visit the small nail salon, where four Thai ladies sitting around and waiting for clients. Accordingly they are very dedicated to give us a pedicure.
Rainy weather
On my second day of diving it is raining cats and dogs from early morning. A tropical storm hits Koh Tao firmly, and we spend the morning doing puzzles, Lego and paperwork.

I’m quite happy that it is my turn to go on the dive boat at noon. Luckily, rain doesn’t bother while diving. However, the sea is quite agitated and I take a tablet against seasickness as a precaution. The dives are both very nice and relaxed – especially because I realize how much routine I have acquired over the last two years, compared to the others in my group, who are obviously pretty new to diving. Strong currents, poor visibility, balancing air supply, buoyancy – no problem at all.
Snorkeling
The rain continues until the next morning, when the sun comes back. Half of the beach has been washed away, the children are delighted with this proof of the forces of nature. And finally we seize the last opportunity to snorkeling. Titus and I are allowed to join the dive boat where we watch the divers getting ready for the first dive.

Meanwhile Titus and I jump into the water with mask, snorkel and life jacket and try to discover at least a few fish in the murky sea. At least we find some anemone fish, zebra fish, huge sea urchins and sea cucumbers. But soon Titus is shivering in his short wetsuit, so we swim back to the boat and I infuse the freezing child a cup of hot tea with lots of sugar. Then we welcome the divers back and spend the time of their second dive comfortably lying on deck.
And even more friendships
Back on land Titus is expecting a surprise. When he finished a hot shower, his little friend Anna, whom he met on Koh Phangan, is waiting for him at the door of our bungalow. In the meantime the family has also arrived at Koh Tao and is paying us a farewell visit for dinner. The children are happy and smiling at each other all evening – and the two “new” German boys and their parents join all of us later that night. This makes an enjoyable evening at the beach bar. Until almost half past ten the children romp across the sand, a few Japanese tourists play tag with them, the Thai staff are also more than willing to play with the kids, and Titus falls asleep back in the bungalow almost immediately.