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Was wir noch in Xi’an erlebt haben:
Die Woche in Xi’an ist voller schöner Erlebnisse. Nachdem der Himmel in den ersten Tagen bewölkt war und eine Art Smog die Sonne nicht durchließ, klart es ab Mittwoch auf, und wir werden tagtäglich bereits zum Frühstück mit strahlendem Sonnenschein empfangen. Die Temperaturen steigen auf hochsommerliche Grade, und die Daunenjacken können im Zimmer bleiben. Wir verlegen also möglichst viele Unternehmungen nach draußen:
Besichtigungen
Neben der Stadtmauer ist die Große Wildganspagode eine der Hauptsehenswürdigkeiten von Xi’an. Warum die so heißt, finden wir leider nicht heraus. Und wir können sie leider auch nur aus einiger Entfernung besichtigen, denn sie ist leider geschlossen. Viele Attraktionen, Hotels und öffentliche Gebäude nutzen die ruhige Zeit, um längst geplante Renovierungsarbeiten durchzuführen. Jedenfalls ist auch an der Gänsepagode irgendein Umbau im Gange, und wir schlendern nur durch den zugehörigen Park.

Überhaupt bleibt uns manche Sehenswürdigkeit verwehrt: Wir schaffen es nicht, uns einen Zugang zum Glocken- und Trommelturm oder die abendliche Licht- und Tanzshow an der Stadtmauer zu verschaffen, da die dafür nötige App keine Ausländer zulässt. Das gleiche gilt für das Tang Paradise, einen laut Beschreibungen besonders sehenswerten Park – in den zwar Heerscharen von Einheimischen strömen, wir aber leider draußen bleiben müssen.
Das Shaanxi Nature Museum hat immerhin auch für uns geöffnet, in dem von außen so beeindruckenden Rundbau erwartet uns aber eine eher enttäuschende Kinderausstellung, in der mehr als die Hälfte der Exponate nicht funktioniert und die andere Hälfte eindeutig schon bessere Zeiten gesehen hat. Das dazugehörige Gelände mitsamt Fernsehturm ist da schon beeindruckender, und auch die Ausstellung mit Dinosauriern und Co. scheint spannend zu sein.


Wir lassen uns durch die Straßen treiben, die vor allem abends abseits von den Einkaufszentren zum Leben erwachen. Die Einheimischen leben hier recht beengt, kaum jemand hat einen Balkon, geschweige denn einen Garten. Also wird kurzerhand der Gehsteig und die Gassen zum Gemeinschaftseigentum umfunktioniert: Man stellt Tische und Klappstühle ins Freie, lässt sich mit den Nachbarn zu einem Plausch nieder, schält Gemüse, spielt eine Runde Tischtennis oder macht gemeinsam Fitness, während sich laut hupend Roller und Fahrräder ihren Weg bahnen. Man nickt uns freundlich zu und freut sich, wenn wir in einem der winzig kleinen Lädchen ein bisschen Obst und Gemüse kaufen. Dieses nachbarschaftliche Miteinander hier gefällt uns, es gibt beim Spazieren so viel zu sehen!

Essen
Zunächst einmal machen wir tatsächlich einen Metro-Großmarkt ausfindig. Die Dame am Eingang stellt uns ohne viel Federlesens eine Tageszulassung aus (manchmal hilft es, wenn man augenscheinlich die Sprache nicht versteht). Einmal drinnen, schlagen wir zu und füllen den Einkaufswagen mit lang vermissten Köstlichkeiten wie Käse, italienische Pasta, Tomatensugo und Essiggurken. Titus ist selig, er vermisst nämlich am meisten das sonst bei uns fest zum Tagesablauf gehörende gemeinsame Kochen (und Backen).

In einer kleinen französischen Bäckerei stoßen wir tatsächlich auf Brezen (!) und Vollkornsemmeln. Für insgesamt vier Gebäckstücke zahlen wir allerdings umgerechnet 10 Euro. Von den tollen Cafés habe ich schon berichtet, und wir lassen es uns weiterhin nicht nehmen, viel Geld für koffeinhaltige Getränke auszugeben. An einem besonders hübsch gelegenen Café entdeckt Titus zu seiner großen Freude ein Klavier und ist damit selbstvergessen für mindestens eine halbe Stunde beschäftigt.
Auch nicht günstiger ist der Abstecher in die hiesige Niederlassung des Hacker-Bräuhauses, wo das Kind selig zu bayrischer Blasmusik schunkelt und Breze um Breze vertilgt. Es ist mehr als deutlich, dass zumindest Titus genug von chinesischer Küche hat. Denn auch der Wunsch nach Pizza wird laut, und den erfüllen wir natürlich gerne – auch wenn die Speisekarte in der wirklich sehr guten Pizzeria eindeutig chinesisch geprägt ist (Durian-Pizza, Pizza mit Mango und Erdbeeren, und auf unserer Käse-Pizza liegen Rosinen).

Aber wir finden auch köstliches Bibimbap, seit Singapur und unserem Urlaub in Korea einer Lieblingsspeise von mir.

In der Familienauszeit „angekommen“
Ansonsten genießen wir es, inzwischen sehr ausgeschlafen und entspannt zu sein. Ein immenser Erholungseffekt hat bei uns allen eingesetzt, vor allem, seit wir das Tempo unserer Reise so stark gedrosselt haben und für unsere Verhältnisse lange an einem Ort bleiben. Besonders auffallend ist für mich, dass Titus nach ungefähr neun, zehn Wochen verstanden hat, dass sein Papa momentan auch rund um die Uhr für ihn da ist. Wo anfangs immer noch vor allem die Mama ständig gefragt war, darf ich nun nach und nach in den Hintergrund treten, und Titus fordert freudig den Papa nicht nur zum Spielen, sondern auch für Alltagsdinge wie Zähneputzen, Duschen oder Ins-Bett-bringen. Wenn damit nicht der eigentliche Zweck unserer gemeinsamen Auszeit erfüllt ist?!
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More about our days in Xi’an
The week in Xi’an is full of wonderful new experiences. After a cloudy sky in the first few days, with a kind of smog that hides the sun, it clears up from Wednesday onwards, and we are welcomed with bright sunshine for breakfast every day. The temperature rises to midsummery degrees, and the down jackets can stay in the room. So we try to find as many outdoor activities as possible:
Sightseeing
Besides the city wall, the Giant Wild Goose Pagoda is one of the main attractions of Xi’an. Why it’s called goose pagoda we unfortunately cannot figure out. And we can only see it from a distance, because it is closed. Many attractions, hotels and public buildings use this special, quiet time to carry out long planned renovation works. Anyway, there is also some renovation work going on at the Goose Pagoda and we only stroll through the park belonging to it.
In general, some attractions are denied to us: we do not manage to get access to both the bell and drum tower or the evening light and dance show at the city wall, as the registration app does not allow foreigners. The same is true for the Tang Paradise, a park that according to the descriptions is particularly worth seeing – in which crowds of locals flock, but unfortunately we have to stay outside.
The Shaanxi Nature Museum is open for us, but in the round building that is so impressive from the outside, a rather disappointing children’s exhibition awaits us, in which more than half of the exhibits are out of service and the other half has clearly seen better times. The appendant area including the TV tower is more impressive, and also the exhibition with dinosaurs and other animals seemed to be exciting.

We let ourselves drift through the streets along the residential areas that come to life especially in the evening. The locals live here quite cramped, hardly anyone has a balcony, let alone a garden. So without further ado, the pavement and the alleys are converted into common property: People put tables and folding chairs outside, sit down with the neighbours for a chat, peel vegetables, play table tennis or work out together, while loudly honking scooters and bicycles try to make their way. People nod at us friendly and are happy when we buy some fruits and vegetables in one of the tiny little shops. We like this neighbourly cooperation here, there is so much to see while strolling around!

Food
First of all, we actually find a Metro wholesale store. The lady at the entrance issues us a day permit without much ado (sometimes it helps if you obviously don’t understand the language). Once inside, we fill the shopping cart with long missed delicacies like blue cheese, Italian pasta, tomato sauce and German gherkins. Titus is blissfully happy, because he misses most of all the cooking (and baking) together, which is usually part of our daily routine.
In a small French bakery we actually come across pretzels (!) and wholemeal rolls. But for a total of four pastries we pay the equivalent of 10 euros. I already told you about the great cafés, and we still do not mind spending a lot of money for caffeinated drinks. At a nicely located café, Titus discovers to his great joy a piano and is happy to finally play some music for at least half an hour.

Nor is a trip to the local branch of the Hacker-Bräuhaus any less expensive, where Titus is blissfully swaying to Bavarian folk music and eating pretzel after pretzel.

It is more than clear that at least Titus has had enough of Chinese cuisine. The desire for pizza is also growing, and we are happy to fulfil it – even if the menu in the really very good pizzeria is clearly serving Chinese taste (Durian pizza, pizza with mango and strawberries, and on our cheese pizza there are raisins).
Settled in
Besides, we enjoy being very well rested and relaxed in the meantime. An immense recovery effect has set in for all of us, especially since we have slowed down the pace of our journey so much and stayed in one place for a long time by our standards. What I find particularly striking is that after about nine or ten weeks Titus has understood that his dad is also there for him around the clock at the moment. Where at the beginning, mummy was still in demand, I can now gradually step into the background, and Titus joyfully challenges his dad not only to play, but also to do everyday things like brushing his teeth, taking a shower or tucking him in. If this is not the real purpose of our time out together?