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Die schönsten Sehenswürdigkeiten von Suzhou, Teil 1
Der 1. Mai ist in ganz China Feiertag, und zwar ein so wichtiger, dass darauf gleich noch vier weitere Ferientage folgen. Da Auslandsreisen dieses Jahr nicht möglich sind, nutzen die Chinesen also die Gelegenheit, im eigenen Land zu reisen. Und da Suzhou DER Ort ist, den jeder in China mal besucht haben muss, warnt uns unsere Hotelchefin, dass es voll werden könnte. Sie hat übrigens selbst in Singapur gelebt und spricht perfekt Englisch.
Und tatsächlich drängen sich in der gleich um die Ecke gelegenen Pingjiang-Straße bereits am Mittag die Besucher. Wir schauen uns die Gässchen und Kanäle bei Tag an, während der Himmel bewölkt ist und das Thermometer angenehme 23 Grad anzeigt.
Löwenwald-Garten
Nur ein paar Minuten zu Fuß in nördlicher Richtung liegt der sogenannte Löwenwald-Garten – einer der vier berühmten Privatgärten Suzhous, die meisten von ihnen gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Am Eingang hilft uns eine nette Mitarbeiterin, Eintrittskarten zu kaufen. Wir können leider über den allgegenwärtigen QR-Code nicht bezahlen, also kauft sie kurzerhand die Karten über ihr Handy und wir drücken ihr das Bargeld in die Hand.
Wir haben uns nicht vorbereitet und sind umso überraschter, als wir nach dem Durchqueren von zwei oder drei Wohnbereichen in einem riesigen Garten stehen, der bereits im 14. Jahrhundert angelegt wurde. Auf über einem Hektar Fläche stehen unzählige zerklüftete Steine.

Diese sind in einer Art Labyrinth angeordnet und bilden mit Brücken, Tunnels, Höhlen und Treppen – ein wahres Kletterparadies rund um einen Teich. Titus, der schon wieder einen Tempel erwartet hat, ist hellauf begeistert, und klettert wie eine Gämse drauflos. Es sind zwar viele Besucher da, doch ist die Gartenanlage so groß, dass er nicht überfüllt wirkt.

Seiden-Museum
Viel länger als geplant bleiben wir hier, und der Himmel wird grauer und grauer, als wir uns von diesem ungewöhnlichen Park verabschieden. Den bald einsetzenden Regenschauer überbrücken wir mit einem Besuch im Seiden-Museum (Eintritt frei). Suzhou war bereits ab dem 7. Jahrhundert für seine Seidenproduktion berühmt und erreichte mit dem Errichten der Seidenstraße zum internationalen Vertrieb immensen Reichtum. Das Museum ist erstaunlich spannend, wer hätte gedacht, dass die ältesten Seidenfunde in China aus dem 5. Jahrtausend v. Chr. stammen?
Titus entdeckt im nächsten Teil der Ausstellung echte Seidenraupen, die sich durch die Blätter des Maulbeerbaums fressen, und an einem meterlangen, alten Webstuhl sitzen zwei Damen hochkonzentriert und weben Millimeter um Millimeter einen Seidenschal mit kompliziertem Muster. Allein die Menge der Seidengarnrollen und Spannschnüre lässt uns staunen.

Am Ende sind aufwändigst gewebte Seidenstoffe zu sehen, die zu Kleidung für Kaiser und andere wichtige Persönlichkeiten verarbeitet wurden. Wirklich beeindruckend und sehr sehenswert.
Japan-Feeling
Als wir das Museum verlassen, hat der Regen nachgelassen, und wir fahren mit dem Bus (2 Yuan pro Person) in die Huai Hai-Straße. Hier in „Klein-Tokio“ soll es viele japanische Restaurants geben, leider sind die meisten entweder geschlossen oder sehen wenig vertrauenserweckend aus. Nach längerem Suchen finden wir dann doch eine kleine Izakaya und lassen es uns dort bei einem Glas Pflaumenlikör-Schorle schmecken.
Shangtang Jie
Um auch am nächsten Tag auf die stets von Titus gewünschte Schrittzahl zu kommen, machen wir uns von unserem Hotel aus zu Fuß auf Richtung Tiger Hill. Der Weg führt uns durch die berühmte Shantang-Straße, in der sich die Menschen drängen. Es ist heiß, das Thermometer zeigt weit über 30 Grad an, und noch weniger Leute tragen ihre Atemmasken, denn unter denen schwitzt man erbärmlich.

An manchen Brücken oder besonders „hübschen“ Altbauten ist kaum ein Durchkommen, da jeder sein Handy gezückt hält, um zu fotografieren. Wir versuchen also, zügig voranzukommen, und als an der nächsten Kreuzung die Besucher zurückbleiben, haben endlich auch wir einen halbwegs uneingeschränkten Blick auf die restaurierten Häuserfassaden und die steilen, bogenförmigen Steinbrücken.

Nach und nach verebbt der Touristenstrom vollends und die Gasse wird dörflicher. Senioren spielen Karten, überall hängen Daunendecken und dicke Jacken zum Trocknen über den Bambusgestellen vor den Türen. Der Winter scheint eindeutig vorüber zu sein.
Wie überall in den Wohngebieten Chinas findet sich in jeder Straße eine öffentliche Toilette. Viele der alten Wohnhäuser haben kein eigenes WC, und die Toilettenhäuschen sind deshalb unverzichtbar. Und meist dank eines eigens dafür angestellten Verantwortlichen sauber.
Huqiu Shan und Pagode
Endlich stehen wir vor den Eingangstoren zum Huqiu Shan, wegen seiner Form auch „Tiger Hill“ genannt. Norman schafft es, Eintrittskarten zu ergattern. Auch hier funktioniert die Buchung über den QR-Scan nicht, aber die Dame am Kartenschalter versteht das Problem und bezahlt unkompliziert über das eigene Handy.
Auch hier ist es wieder ziemlich voll, und nach dem langen Fußmarsch brauchen wir erst einmal Kaltgetränke und ein Eis zur Abkühlung, bevor wir uns an den Anstieg machen. Durch malerische verschlungene Wege erreichen wir bald die Anhöhe, auf der die große, schon von weitem sichtbare Pagode steht.
Die stammt aus dem 4. Jahrhundert, wurde aber immer wieder zerstört und neu aufgebaut. Der aktuelle Bau ist aus dem 19. Jahrhundert – und neben der beeindruckenden Höhe mit insgesamt sieben Stockwerken ist sie vor allem deshalb berühmt, weil sie sich um fast drei Grad geneigt hat. Ein schiefer Turm von Suzhou also.

Der Plan, den Park auf der anderen Seite zu verlassen, schlägt fehl – denn obwohl der Nordausgang überall großflächig auf Schildern ausgewiesen ist, stehen wir dort dann leider vor verschlossenen Türen. Wir müssen also den Tiger Hill umrunden und zum Südeingang zurückkehren. Dort geht es dann aber per Bus zurück nach Gusu.
Essen leicht gemacht
Während der Fahrt erinnere ich mich, dass es in Suzhou, Shanghai und Peking eine englischsprachige App für Essensbestellungen gibt: Sherpa’s. Denn so langsam tritt eine gewisse Restaurant-Müdigkeit bei uns ein. Auch wenn hier in Suzhou immerhin praktisch alle Lokale eine englische Speisekarte haben: Nach einem langen Tag abends noch einmal loszuziehen, um zu essen, ist halt weniger gemütlich, als einfach in der Unterkunft zu bleiben. Bisher war das Bestellen von Essen (das hier in Asien zum ganz normalen Alltag gehört – jedes noch so kleine Café oder Lokal liefert) mühsam, da die Webseiten und Apps dafür ausschließlich auf Chinesisch waren. Aber nun klappt es innerhalb von Minuten, und eine Stunde später bringt der Fahrer auch schon die Leckereien, die wir uns am „eigenen“ Esstisch schmecken lassen. Wäre da nur nicht der ganze Verpackungsmüll…
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The main attractions of Suzhou, part 1
May 1st is public holiday throughout China, and such an important one that it is followed by four more holidays. As it is not possible to travel abroad this year, the Chinese are therefore taking the opportunity to travel in their own country. And since Suzhou is THE place that everyone in China must have visited at some point, our hotel manager warns us that it could become crowded. By the way, she has lived in Singapore herself and speaks English perfectly.
And indeed, in Pingjiang Street, which is just around the corner, visitors are already crowding in at noon. We take a look at the alleys and canals during the day, while the sky is cloudy and the thermometer shows a pleasant 23 degrees.
Lion Grove Garden
Just a few minutes’ walk north is the so-called Lion Grove Garden – one of Suzhou’s four famous private gardens, most of them are UNESCO World Heritage Sites. At the entrance a nice employee helps us to buy tickets. Unfortunately we cannot pay via the ubiquitous QR code, so she buys the tickets on her mobile phone and we pay her cash.
We have not prepared ourselves and are even more surprised when entering a huge garden that was already laid out in the 14th century after having passed two or three living areas. On an area of more than one hectare there are countless fissured stones.

These are arranged in a kind of a maze and form a real climbing paradise with bridges, tunnels, caves and stairs around a pond. Titus, who was expecting another temple, is thrilled and climbs like a chamois. There are many visitors, but the garden is so large that it doesn’t seem to be overcrowded.


Silk Museum
Much longer than planned we stay here and the sky gets grey and greyer as we say goodbye to this unusual park. We bridge the soon beginning rain shower with a visit to the Silk Museum (free entrance). Suzhou was already famous for its silk production from the 7th century onwards and reached immense wealth with the establishment of the Silk Road for international distribution. The museum is amazingly exciting, who would have thought that the oldest silk finds in China date back to the 5th millennium BC?
In the next part of the exhibition Titus discovers real silkworms eating their way through the leaves of the mulberry tree, and two ladies sit highly concentrated at a metre-long old loom, weaving a silk scarf with an intricate pattern millimetre by millimetre. Just the huge number of silk thread rolls and cords makes us marvel.
At the end, we see elaborately woven silk fabrics that were made into clothing for emperors and other important personalities. Really impressive and very worth seeing.

Japan Feeling
When we leave the museum, the rain has stopped and we take the bus (2 Yuan per person) to Huai Hai Street. Here in “Little Tokyo” there are supposed to be many Japanese restaurants, unfortunately most of them are either closed or look not very trustworthy. After a long search we find a small Izakaya and enjoy a glass of plum liqueur spritzer with a nice dinner.
Shangtang Jie
Titus insists daily to reach the number of at least 10.0000 steps. Therefore, we start from our hotel on foot in direction to Tiger Hill. The route leads us through the famous Shantang Street where people crowd. It is hot, the thermometer shows far more than 30 degrees, and even less people wear their breathing masks, because under them one sweats pitifully.
At some bridges or especially “pretty” old buildings there is hardly any way to get through, as everyone keeps their cell phones out to take pictures.

Thus, we try to move forward quickly and when at the next crossing the visitors stay behind, finally, we also have a halfway unrestricted view to the restored house facades and the steep, arched stone bridges. Bit by bit, the stream of tourists ebbs away completely and the alleyway becomes more village-like. Senior citizens play cards, down comforters and thick jackets hang everywhere to dry over the bamboo racks in front of the doors. The winter seems to be over.

Like everywhere in the residential areas of China there is a public toilet in every street. Many of the old residential houses do not have their own bathrooms, and the public toilets are therefore indispensable. And mostly clean thanks to a specially hired person in charge.

Huqiu Shan and Pagoda
Finally we stand in front of the entrance gates to Huqiu Shan, also called “Tiger Hill” because of its shape. Norman manages to get hold of tickets. Also here, the booking via the QR-scan does not work, but the lady at the ticket office understands the problem and pays uncomplicatedly for us, using her own mobile phone.
Again it is quite crowded and after the long walk we need some cold drinks and an ice cream to cool down before we start the ascent. Through picturesque winding paths, we soon reach the hill on which the big pagoda that is visible from a distance is located. It dates back to the 4th century, but has been destroyed and rebuilt again and again. The current building is from the 19th century – and apart from its impressive height with a total of seven storeys, it is famous above all because it is leaning by almost three degrees – the Leaning Tower of Suzhou.

The plan to leave the park on the other side fails – because although the north exit is extensively marked on signs everywhere, we unfortunately find ourselves standing there in front of closed doors. So we have to circle Tiger Hill and return to the south entrance. From there, we take the bus back to Gusu.
Convenient Dinner
During the trip I remember that there is an English language app for ordering food in Suzhou, Shanghai and Beijing: Sherpa’s. Because slowly a certain tiredness of restaurants is coming in. Even though here in Suzhou, practically all restaurants have an English menu: After a long day, to go out in the evening again in order to eat, is less comfortable than simply staying in the accommodation. Until now, ordering food (which is part of everyday life here in Asia – even the smallest café or restaurant offers delivery) was tedious, since the websites and apps for it were exclusively in Chinese. But now it works within minutes, and an hour later the driver brings the delicacies we enjoy at our “own” dining table. If only there wasn’t all that packaging waste…
Comments (3)
mhmm, fotos werden nicht angezeigt 🙁
Seltsam. Wir arbeiten dran!
Klappt es jetzt?