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Von Suzhou nach Shanghai
Wir sind gut vorbereitet auf unsere wohl letzte Zugetappe in China, so langsam sind wir Profis und haben uns bereits vorab den Health Code für Shanghai auf dem Handy installiert und ausgefüllt.

Am Bahnhof von Suzhou lässt man uns nach kurzer Passkontrolle ins Gebäude. Der Schnellzug nach Shanghai fährt wieder einmal pünktlich ein, diesmal schaffen es die anderen Passagiere sogar, sich vorbildlich beim Einsteigen anzustellen.
Diesmal lohnt es sich gar nicht erst, sich am Sitzplatz häuslich einzurichten. Die Fahrzeit reicht gerade aus, um gemeinsam zu überlegen, was wir in Shanghai alles erledigen und unternehmen möchten, da erreichen wir bereits den Bahnhof. Für die rund 100 Kilometer braucht der Zug nämlich nur eine halbe Stunde.

Und siehe da: Nur kurz wird ein Blick auf den Pass geworfen, und schon stehen wir vor dem Bahnhofsgebäude. Großstadt eben. Der Taxifahrer versteht problemlos, wo wir hinmöchten, und setzt uns nur eine Viertelstunde später am Campanile-Hotel ab. Das liegt so günstig, dass wir uns zum Abendessen nur kurz die Beine vertreten müssen, um ein fantastisches vegetarisches Restaurant zu erreichen. Ausgehungert bestellen wir viel zu viel, es ist aber auch wirklich zu lecker. Und scharf.
People’s Square
Der Himmel am nächsten Morgen ist grau, und es beginnt auf tatsächlich zu regnen, als Norman mit Titus eine Runde auf dem nebenan gelegenen Sportplatz dreht. Aber es ist schwül und warm draußen, so dass wir auf dem Weg zum Mittagessen schnell alle die Jacken wieder ausziehen. Auch nach den ganzen Jahren in Singapur kann man sich als Deutscher offenbar nicht davon lösen: Grauer Himmel ist nicht überall gleichbedeutend mit Kälte!
Nach sehr, sehr gutem arabischen Essen bei Eli’s Falafel (und einer üppigen Rechnung – Shanghai spielt preislich eindeutig in einer anderen Liga als Zentralchina) spazieren wir zum People‘s Square.

Dieser überdimensionierte Platz, früher eine Pferderennbahn, wird heute flankiert vom Grand Theatre, Shanghai Art Museum und vom Shanghai Museum.

Nach einer kurzen Verschnaufpause im dazugehörigen Park, in dem Titus die Seniorengruppe unterhält, möchte ich mir gerne das Shanghai Museum ansehen. Norman hat keine rechte Lust, immerhin finde ich in Titus einen willigen Begleiter.
Einlass für Fortgeschrittene
Doch zuerst müssen wir einige Hindernisse überwinden – denn allein das Vorzeigen meines Shanghai-Health Codes reicht nicht, um mir Zugang zu verschaffen. Stattdessen werde ich weggeschickt, man bedeutet mir, den auf einem Plakat abgedruckten QR-Code zu scannen und mich darüber für den Museumsbesuch zu registrieren. Das klappt erst einmal nicht, weil meine deutsche Passnummer nicht zugelassen wird. Nach dem ein Uniformierter selbst ein paar Mal erfolglos auf dem Display herumgedrückt hat, bespricht er die Lage per Funk mit den Vorgesetzten, wir drücken noch ein paar Mal auf den Bestätigungsknopf, und irgendwann funktioniert es. Stolz zeige ich beim Einlass nun also Health Code und Anmeldebestätigung vor – und werde wieder abgewiesen, denn ich soll Titus ebenfalls registrieren. Jetzt weiß ich ja, wie es geht, und präsentiere fünf Minuten später drei Dokumente auf dem Handy-Bildschirm. Wieder werden wir weggeschickt, auch für Titus soll ich einen Health Code vorlegen.
Das ist ungelogen das allererste Mal in zwei Monaten in China, dass jemand so etwas von uns will. Kinder können mangels eigenem Smartphone und ohne eigenen WeChat oder Alipay-Zugang gar keinen Health Code anlegen, soviel wird uns trotz wackeren Bemühungen bald klar. Doch wir haben ja gelernt: Hartnäckigkeit zahlt sich. Wir präsentieren also der zuständigen Dame am Einlass sämtliche Gesundheitsdokumente/Apps/Codes, die wir gesammelt haben – und siehe da, sie gibt nach und winkt uns endlich barsch durch. Hah! Ab sofort sind sämtliche Türsteher der Welt für mich kein Hindernis mehr.
Shanghai Museum
Immerhin kostet das Museum- wie so vieles in China – momentan keinen Eintritt, solange man eben eine gültige Registrierung vorweisen kann. Titus und ich sind sehr stolz, dass wir es geschafft haben, hineinzugelangen. Drinnen werden wir allerdings enttäuscht: Sicherlich gehören die Sammlungen jahrtausendealter Keramiken und wertvollen Tuschezeichnungen zu den beeindruckendsten der Welt, doch locken sie bei Titus nicht allzu viel Begeisterung hervor. Ich habe Mühe, ihn mit vielen lustigen Erzählungen und den Hinweisen auf Details (Tierzeichnungen, lustige Tontöpfe mit Musikinstrumenten etc.) wenigstens durch zwei der insgesamt vier Stockwerke zu lotsen. Nach einer dreiviertel Stunde habe aber auch ich genug, und wir verlassen das Museum.

Das Gebäude selbst ist aber wirklich beeindruckend, und so legen wir draußen noch einmal eine Pause an und betrachten den gigantischen Bau, der an die altchinesische Darstellung von Himmel und Erde sowie an ein typisches chinesisches Gefäß angelehnt ist. Danach ist es ein Leichtes, Titus zu überzeugen, zum Hotel zurück zu spazieren, er hat sogar noch den Elan, mit mir über den schon erwähnten Sportplatz zu rennen.
Den Abend verbringen wir im Hotel, wo es im Restaurant dank Zugehörigkeit zu einer französischen Kette Käseplatte und Baguette gibt. Das Kind ist selig und möchte am liebsten für immer hier bleiben.
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Nǐ hǎo, Shanghai!
We are well prepared for our probably last train ride in China, we are slowly becoming professionals and have already installed and filled out the Health Code for Shanghai on our mobile phones.
At the train station in Suzhou they let us into the building after a short passport control. The express train to Shanghai arrives on time as usual, this time the other passengers even manage to queue up in an exemplary manner when boarding.

This time it’s not even worthwhile to make ourselves at home. The journey takes just long enough to bring together what we want to do and see in Shanghai. The train rides in half an hour the 100 kilometres towards Shanghai.
And lo and behold: Only a quick glance at the pass and we are already standing in front of the station building. That’s exactly what I like about big cities. The taxi driver easily understands where we want to go and drops us off at the Campanile Hotel only a quarter of an hour later. The hotel is so conveniently located that we only have to stretch our legs for a short walk to reach a fantastic vegetarian restaurant for dinner. Starved, we order way too much, but it is really too delicious. And spicy.

People’s Square
The sky is grey the next morning and it starts to rain when Norman takes Titus for a spin on the sports field next door. But it is humid and warm outside, so that we all quickly take off our jackets on the way to lunch later. Even after all these years in Singapore, a German obviously cannot get away from it: Grey sky is not everywhere connected to cold!
After a very, very good Arabic meal at Eli Falafel‘s (and a lavish bill – Shanghai clearly plays in a different league than central China in terms of costs of living) we walk to the People’s Square. This oversized square, formerly a horse race track, is now flanked by the Grand Theatre, Shanghai Art Museum and Shanghai Museum.

After a short break in the park where Titus entertains the senior group, I would like to visit the Shanghai Museum. Norman does not really feel like it, after all I find in Titus a willing companion.
Access for advanced learners
But first we have to overcome some obstacles – because just showing my Shanghai Health Code is not enough to gain access. Instead, I am sent away, being told to scan the QR code printed on a poster and to register for the museum visit. This does not work for the time being, because my German passport number is not going through. After a uniformed person himself has pressed the display a few times without any success, he discusses the situation by radio with his superiors, we press the confirmation button a few more times, and at some point it works. Proudly I now show the Health Code and registration confirmation on the lady at the entry gate – and am rejected again, because I am supposed to register Titus as well. Now I know how it works and five minutes later I present proudly three documents on the screen of my mobile phone. Again we are sent away, I am also supposed to present a health code for Titus.
This is, quite honestly, the very first time in two months in China that anyone wants something like this from us. Children can’t create a Health Code at all because they neither have their own smartphone nor WeChat or Alipay access. But we have learned that persistence pays off. So we overwhelm the responsible lady at the entrance with all the health documents/apps/codes we have collected – and lo and behold, she gives in and waves us through with a grim face. Hah! From now on, all bouncers in the world are no longer an obstacle for me.
Shanghai Museum
After all, the museum – like many attractions in China at the moment – does not cost any entrance fee, as long as you can show a valid registration. Titus and I are very proud that we have managed to get in. Inside, however, we are disappointed: Certainly, the collections of millennia-old ceramics and valuable ink drawings are among the most impressive in the world, but they don’t attract much enthusiasm from Titus. I find it difficult to guide him through at least two of the four floors with telling many funny stories and references to details (animal drawings, funny clay pots with musical instruments etc.). But after three quarters of an hour I also have enough and we leave the museum.

But the building itself is really impressive, and so we have a break outside and have a look at the gigantic building that is based on the old chinese representation of heaven and earth as also on a typical chinese vessel. Afterwards it is easy to convince Titus to walk back to the hotel, he even has the energy to run with me across the already mentioned sports field.
We spend the evening at the hotel, where the restaurant serves cheese and baguettes thanks to its affiliation to a French chain. The child is blessed and would like to stay here forever.