Deutsch /
English
Shanghai: Die letzten Unternehmungen
Erneut dürfen wir viel Familienleben schnuppern. Titus geht nun schon in der dritten Woche in Folge zum Kung Fu-Training, und bewegt sich völlig selbstverständlich mit dem geliehenen Tretroller im Compound. Sein Bewegungsdrang und die Freude darüber, sich alleine mit Freunden auf dem Spielplatz auszutoben, sind immens. Wie die Äffchen klettern die Kinder auf Bäume, abends sind die Beine jedes Mal ordentlich zerschrammt.

Norman und ich genießen derweil Kaffee, Kuchen und auch Sekt, es fühlt sich fast schon wie eine Routine an, dieser donnerstägliche Ausflug nach East Xujing. Wir sind uns alle einig: Daran würden wie gerne festhalten.
Immerhin dehnen wir die noch zur Verfügung stehende Zeit aus, so gut es geht. Aus den Nachmittagstreffen werden bald noch zusätzliche Abendessen, und Carina serviert uns tatsächlich Spargel. Den haben wir seit drei Jahren nicht mehr gegessen, denn in Singapur wird weißer Spargel ausschließlich aus Deutschland importiert – und ist dementsprechend teuer. Norman ist so begeistert, dass er sogar freiwillig den Kartoffelschäldienst übernimmt, denn auf Reisen und nach vier Monaten in Hotels werden selbst solche Alltags-Handgriffe zu etwas Besonderem.
Währenddessen macht es sich die ermattete Spielplatzbande auf dem Sofa gemütlich und schaut einen Hunde-Film, einzig unterbrochen von regelmäßig wiederkehrenden Rufen nach „Essen!“. Es ist herrlich, so einen tollen Familienanschluss in Shanghai gefunden zu haben – wir fühlen uns fast „adoptiert“!

Wir bleiben danach so lange gemütlich beieinander sitzen, dass wir auf die Metro verzichten und unsere Gastgeber uns stattdessen in „Didi“ (die chinesische Varianten von Grab & Co.) rufen. In gut zwanzig Minuten geht es über die über die Stadt gebaute Autobahn zurück zu unserem Hotel, immer umgeben von flackernden Hochhausfassaden. Die Fahrt kostet dann auch nur 60 Yuan (rund 7,50 Euro) – wie wird mir das günstige Taxi-Angebot in Deutschland fehlen!
Unsere Liste mit den Unternehmungen, die wir uns für Shanghai vorgenommen, wird kürzer und kürzer. Wir genießen ein letztes Mal die köstlichen Dumplings bei Din Tai Fung und spazieren bei Dauerregen durch Jing’an, wo sich am Wochenende die Großstädter vor den vielen hippen Cafés (sehr hübsch: das RAC II in der Shaanxi Nan Lu) drängen. Norman wagt erneut den Besuch bei einem Barber-Shop – in China bzw. in ganz Asien ist es gar nicht so einfach, einen Friseur zu finden, der einen Vollbart ordentlich stutzen kann. Denn Bartträger gibt es unter den Chinesen praktisch keinen einzigen.
Kofferpacken
Den Rest des vorletzten Tages brauchen wir, um Rucksäcke und den wohlweislich neu erstandenen Koffer zu packen. Erstaunlicherweise haben wir knapp uns zwanzig Kilo Reisegepäck zugelegt, denn die Einkaufsmöglichkeiten hier in Shanghai sind einfach zu verlockend: neue Brillen, besagter Koffer, Schuhe, Gürtel, Lego in rauen Mengen, neue Kleidung für Klein und Groß, Sportsachen, Kosmetik, Elektronik – alles kostet nur einen Bruchteil des europäischen Ladenpreises. Und bis das alles verstaut ist, vergehen ein paar Stunden. Gleichzeitig wird rigoros aussortiert, denn vieles brauchen wir vorerst nicht mehr, allen voran ausgediente Kleidung, Not-Verpflegung wie Brühpulver oder sämtliche halbfertige Bastel- und Kunstwerke von Titus aus Knetmasse oder Klopapierrollen.
Am Ende stehen wir bereit und checken nach mehr als drei Wochen aus unserem hübschen Hotel aus, das uns im Vergleich zum „normalen“ Preis für so ein Business-Hotel ein wirkliches Schnäppchen war. Davon zeugen auch die vielen hier für längere Zeit „gestrandeten“ Ausländer, die sich hier teilweise für Monate einquartiert haben.

Shanghaier Zoo
Mit unserem ganzen Gepäck fahren wir zur Lieblingsfamilie, wo wir alles deponieren und gemeinsam – mit zwei Taxen – zum Shanghaier Zoo fahren. Dort ist heute am Sonntag richtig viel los, und wie überall in China bedeutet das: Lärm. Trotzdem wagen wir uns ins Getümmel, denn der Plan ist, vor dem langen Flug in der Nacht so viel Bewegung und frische Luft wie möglich abzubekommen. Wobei Letzteres eher utopisch ist, denn die Luftwerte in Shanghai steigen mal wieder in gesundheitlich bedenkliche Höhen. Das Resultat: ständige Kopfschmerzen.

Die Kinder sind trotzdem nicht von Dauerrennen und –klettern abzuhalten, die Tiere spielen dabei fast nur eine Nebenrolle. Viele Gehege sind veraltet, eng und schmutzig – und den Chinesen ist trotz Warnschilder offenbar nicht auszutreiben, dass Tiere nicht gefüttert werden dürfen. Leo, Vincent und Titus nehmen die Erziehung der Einheimischen zwar sehr ernst und verweisen jeden lautstark auf das „Nicht Füttern!“-Schild, trotzdem fliegen Kekse, Brotstücke und sonstiges Essen weiter über Zäune.

Wir verbringen dennoch Stunden hier, der Zoo ist weitläufig und voller Grünflächen. Auf denen haben chinesischen Großfamilien Picknickdecken und sogar Zelte aufgestellt und scheinen sich hier für den Sonntag häuslich einzurichten. Und trotz der lebensgefährlich schnell umhersausenden Shuttlebusse und der ständigen Musikbeschallung aus den am Wegrand versteckten Lautsprechern ist es ein schöner Abschluss für unseren Aufenthalt in Shanghai.
Gekrönt wird er von einem sehr, sehr leckeren Abendessen in der kleinen Nudelbude gleich um die Ecke vom Compound unserer Freunde. Und nach einer Dusche, erneutem Umräumen und einem sehr, sehr herzlichen Abschied setzen wir uns in das Großraumtaxi, das uns zum Flughafen bringt…

Deutsch /
English
Shanghai: The last Activities
Once again we are allowed to participate in some family life. Titus is now joining the Kung Fu training for the third week in a row, and moves around completely unattended with the borrowed scooter in the compound. His urge to move and the joy of being alone with friends on the playground are immense. Like monkeys, the children climb up trees, and in the evening their legs are bruised all over.
Meanwhile Norman and I enjoy coffee, cake and even some “bubbles”, it almost feels like a routine, this thursday trip to East Xujing. We all agree: We would like to stick to it.
After all, we extend the time still available as much as we can. The afternoon meetings soon turn into additional dinners, and Carina actually serves us asparagus. We haven’t eaten it for three years, because in Singapore white asparagus is imported exclusively from Germany – and is incredibly expensive. Norman is so enthusiastic that he even volunteers to take over the potato peeling service, because on trips and after four months in hotels, even such everyday tasks become something special.

Meanwhile the exhausted playground gang makes themselves comfortable on the sofa and watches a dog movie, only interrupted by regularly recurring calls for “food!”. It is wonderful to have found such a great family connection in Shanghai – we almost feel “adopted”!
Afterwards we sit comfortably together for so long that we have to skip the long ride on the metro. Our hosts call a “Didi” (the Chinese version of Grab & Co.) instead. In a good twenty minutes on the highway built over the city we reach our hotel. The whole journey we are surrounded by flickering high-rise facades. The ride costs only 60 Yuan (about 7,50 Euro) – how will I miss these cheap taxi rides in Germany!
Our list of things to see and do in Shanghai gets shorter and shorter. We enjoy the delicious dumplings at Din Tai Fung for the last time and walk through Jing’an in constant rain, where on weekends the city dwellers crowd in front of the many hip cafés (very nice: the RAC II in Shaanxi Nan Lu). Norman dares again to visit a barber shop – in China or in whole Asia it is not so easy to find a hairdresser who can trim a full beard properly. Because there is practically no one among the Chinese men who wears a beard.

Packing our suitcases
We need the rest of the penultimate day to pack our backpacks and the wisely newly purchased suitcase. Surprisingly, we have gained about twenty kilos of luggage, because the shopping possibilities here in Shanghai are just too tempting: new glasses, the aforementioned suitcase, shoes, belts, Lego in rough quantities, new clothes for young and old, sports equipment, cosmetics, electronics – everything costs only a fraction of the European retail price. And it takes a few hours to stow it all away. At the same time, there is rigorous sorting out, because there are many things we no longer need for the time being, above all discarded clothing, emergency rations such as stock cubes or all of Titus’ half-finished handicrafts and works of art made from play dough or empty rolls of toilet paper.
At the end, we are ready and check out after more than three weeks from our nice hotel, which was a real bargain compared to the “normal” price for such a business hotel. The many foreigners who have been “stranded” here for a long time, some of them staying here for months, are proof of this.
Shanghai Zoo
With all our luggage we drive to our favourite family, where we deposit everything and drive together – with two taxis – to the Shanghai Zoo. There is a lot going on there on Sunday, and like everywhere in China that means: noise. Nevertheless, we venture into the turmoil, because the plan is to get as much exercise and fresh air as possible before the long flight at night. Whereby the latter is rather utopian, because the air values in Shanghai are once again rising to heights that are questionable for our health. Therefore, many people suffer from a constant headache.

Nevertheless, the children are not to be kept from continuous running and climbing, the animals are not even that interesting for them. Many enclosures are outdated, cramped and dirty – and despite warning signs, the Chinese are apparently unable to understand that animals may not be fed. Leo, Vincent and Titus take the education of the locals very seriously and loudly point out the “Do not feed!” sign, but cookies, bread and other food still fly over fences.

Nevertheless we spend hours here, the zoo is spacious and full of green areas. Chinese extended families have set up picnic blankets and even tents on them and seem to make themselves at home here for Sunday. And despite the dangerously fast shuttle busses and the constant music from the loudspeakers hidden along the way, it is a nice ending to our stay in Shanghai.

It is crowned by a very, very tasty dinner in the small noodle shop just around the corner from the compound of our friends. And after a shower, some rearranging and a heartwarming farewell we climb into the extra large taxi to the airport…

Comments (3)
Willkommen (in Bälde) daheim 🙂
Vielen Dank fürs Teilhaben lassen.
Und Toi Toi Toi…
Aproppos Toi…..
Toi-papier braucht ihr nicht mitbringen, gibts in Deutschland wieder ohne Warteliste zu kaufen…..
Vielen Dank! Ist ja auch spannend, nach drei Jahren in Asien mal wieder Bayern zu erleben…
Und vielleicht geht es Ende nächster Woche wieder los mit dem Reisen!
LG
Nadine
Pingback: Von China nach Deutschland: Fliegen in Corona-Zeiten / From China to Germany: Flying in times of Corona – From Singapore to Munich